01.06.2022
Öl und Gas haben ein Ablaufdatum: Das hat nicht nur mit dem Krieg in der Ukraine zu tun, sondern ist eine umwelt- und ressourcenbedingte Entwicklung. Bei den Alternativen gewinnt die Nutzung von Geothermie an Bedeutung. Oberösterreich hat dabei das Privileg auf einer dieser wertvollen „Adern“ zu sitzen. In Geinberg und Umgebung wird Heißwasser aus der Tiefe nicht nur für gesundheitstouristische Zwecke, sondern seit 1991 auch zur Stromerzeugung und Wärmeversorgung genutzt. Dabei bestehen in der Region noch weitere Potenziale, die beim internationalen Projekt „HealingPlaces“ analysiert wurden. Die oö. Standortagentur Business Upper Austria nimmt dabei eine wichtige Rolle ein.
Vordergründig geht es bei „HealingPlaces“ nicht um die Nutzung von Thermalwasser für Energiegewinnung oder touristische Zwecke, sondern um den Erhalt der wichtigen Ressource. In Geinberg, dem beschaulichen Nachbarort von Altheim, ist in den vergangenen Jahren eine Therme entstanden, die – gemessen an der Gästekapazität – die größte Wasseroberfläche Österreichs bietet. Qualitativ hochwertig ausgebaut, wurde die Therme Geinberg zu einem Leuchtturmprojekt, das selbst Gäste aus Norwegen bestaunen – wie sich anlässlich des U21-Länderspiels gegen Österreich zeigte. Die Kicker und deren Betreuerstab bereiteten sich in Geinberg auf die sportliche Herausforderung vor. Auch die ÖSV-Teams sind regelmäßig im Innviertel zu Gast, um Training mit Regeneration und Erholung zu verbinden.
Abseits vom touristischen Benefit und der Wärmeversorgung von Wohnhäusern rückt auch die Kaskadenversorgung in den Mittelpunkt. Geothermisch beheizte Gewächshäuser von Gärtnern, Obst- und Gemüsebauern verbinden Regionalität und klimafreundliche Produktion. Heimische Gewächshäuser werden zurzeit überwiegend mit Gas oder Öl beheizt – dazu kommt ein saisonbedingt unterschiedlicher Anteil an Sonnenstrom. Die Nutzung von Geothermie ist kostengünstiger und auch aus ökologischer Sicht sinnvoll, weil sich die Transportwege verringern. In Deutschland gibt es erfolgreiche Projekte dieser Art – nun will das Innviertel mit regionalen „Plantagen“ ebenfalls diese Produktionsnische intensivieren. Konkret soll die Restwärme der Therme Geinberg über Wärmetauscher dem Biohof Geinberg zugeführt werden, um ein Gewächshaus zu heizen.
Aus wirtschaftlicher Sicht lassen heiße Quellen auch die Einnahmen sprudeln. Untersuchungen des Global Wellness Institute (GWI) zufolge ist der Markt für Thermal-/Mineralquellen von rund 4,6 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf ein geschätztes Potenzial von 7 Milliarden Euro gewachsen. Die wirtschaftliche Nutzung von Wasser für Heil- und Erholungszwecke beschäftigt in 127 Ländern rund 1,8 Millionen Arbeitnehmer:innen. Das Wachstum des Thermalbadmarktes konzentriert sich auf Europa und Asien, wo 95 % der Gesamteinnahmen erzielt werden.
Der Tourismusverband s´INNVIERTEL ist mit dem Bau der Therme Geinberg im Jahr 1998 aus vier Gründungsgemeinden entstanden und stetig auf mittlerweile 21 Mitgliedsgemeinden gewachsen. Die Hauptschwerpunkte sind Gesundheit (SPA Resort Therme Geinberg, OptimaMed Rehabilitationszentrum Aspach). Rad, Wandern & Pilgern sowie Kulinarik.
Vor 1998 war die Gemeinde Geinberg von der Landwirtschaft geprägt. Mit der Eröffnung des SPA Resort Therme Geinberg entstanden neben dem Vitalhotel auch zahlreiche Privatvermieter.
Natürliche Mineralwasservorkommen und heiße Quellen bilden die Grundlage für Heilbäder. Sie sind wichtige Motoren für Gesundheit, Wellness und Tourismus der lokalen und regionalen Wirtschaft. Im Interreg Central Europe Projekt „HealingPlaces“ arbeiten zehn Projektpartner aus sieben Ländern zusammen, um Mineral- und Thermalwässer in Mitteleuropa zu schützen. Zu diesem Zweck führen Partnerregionen verschiedene Pilotaktionen durch. Auf Basis der gewonnenen Erfahrungen wird eine Strategie für nachhaltiges Spa-Management entwickelt. Projektpartner aus Österreich ist die oö. Standortagentur Business Upper Austria, die Pilotaktionen im Innviertel und der Region Mühlviertler Alm Freistadt umgesetzt hat.
Das könnte Sie auch interessieren:
Michael Moser ist neuer
Area-Manager am SCCH
Neues KI-Studium am
FH OÖ Campus Hagenberg