30.10.2024
Um den Arbeitskräftebedarf in Oberösterreich zu decken, müssen alle Bevölkerungsgruppen stärker am Erwerbsleben teilnehmen und ihr Potenzial voll ausschöpfen. Vor allem Frauen, gesundheitlich eingeschränkte und ältere Menschen stehen seltener im Erwerbsleben. Doch genau diese Gruppen müssen aktiviert werden. Wie? Wir haben uns bei der RISC Software GmbH in Hagenberg und bei der Silhouette Group in Linz erkundigt.
In der RISC Software GmbH setzt man auf flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Homeoffice und Gleitzeit ohne Kernzeiten, damit Mitarbeitende Betreuungspflichten, Beruf und Familie oder persönliche Verpflichtungen und Einschränkungen leichter vereinbaren können. Frauen werden gezielt durch Praktika und als Rolemodels im MINT- Bereich gefördert. Nicht umsonst liegt der Frauenanteil bei RISC bei 28 Prozent, Tendenz steigend.
Das Durchschnittsalter bei RISC liegt bei 38 Jahren, die Belegschaft teilt sich dabei auf die Generationen X bis Z auf. In Workshops und Umfragen hat sich RISC intensiv mit dem Thema Generationenkompetenz beschäftigt, hat Chancen und Risiken analysiert und die Generationenvielfalt als zentralen Bestandteil in die Unternehmenskultur integriert. Zudem hat sich in den letzten beiden Jahren das Bewusstsein für Diversity und Inklusion verankert. Nicht zuletzt durch die aktive Förderung der Gleichstellungs- beauftragten, die sich in der Erfahrungs- austauschrunde Diversität und Inklusion von Business Upper Austria regelmäßig mit anderen Unternehmen austauschen. Das Hagenberger Unternehmen hat bereits drei FFG-geförderte Projekte zur Förderung von Gleichstellung und Diversität umgesetzt. Die Arbeitsplätze sind barrierefrei und man nimmt Rücksicht auf Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Für die Diversity-Strategie sind weitere Maßnahmen geplant, auch Schulungen zum Behindertengleichstellungsgesetz und die Idee eines Diversity Days stehen im Fokus. „Als familienfreundliches Unternehmen liegt es uns am Herzen, unsere Belegschaft mit betrieblicher Kinderbetreuung zu unterstützen“, sagt HR-Managerin Elisa Neuhauser. Daher bemüht sich RISC schon länger um eine unternehmensübergreifende betriebliche Kinderbetreuung in Zusammenarbeit mit dem Softwarepark Hagenberg und der Gemeinde Hagenberg. Unterstützt wird das Unternehmen dabei auch von KOMPASS – dem Kompetenzzentrum für Karrenz und Karriere.
Die Silhouette Group fokussiert sich auf altersgerechtes Arbeiten, fördert Frauen und die Inklusion von Menschen mit Einschränkungen. Durch die Ratifizierung der Charta der Vielfalt unterstreicht das Unternehmen das Engagement für ein respektvolles und vorurteilsfreies Arbeitsumfeld.
Um ältere Arbeitnehmende länger im Erwerbsleben zu halten, setzt die Silhouette Group auf Initiativen wie das „Inclusive Jobdesign 50+“. Dieses Pilotprojekt passt Arbeitsplätze an die physischen und kognitiven Fähigkeiten von älteren Beschäftigten an, um ihren Ozean an Erfahrungen optimal ausschöpfen zu können. „Das erfordert sowohl technische Lösungen als auch Sensibilisierungsmaßnahmen für das gesamte Team“, weiß Silke Haider, HR Specialist bei der Silhouette Group. Das Projekt „Inclusive Jobdesign 50+“ bindet Mitarbeitende, steigert die Unternehmensperformance und fördert ein inklusives Arbeitsumfeld. Selbstverständlich bietet die Silhouette Group darüber hinaus Schulungen an, die speziell auf die Bedürfnisse von älteren Beschäftigten zugeschnitten sind.
Vernetzung und Austausch bringen die Silhouette Group auf den Erfolgsweg. Man lernt aus den Erfahrungen anderer Organisationen in puncto Inklusions- und Diversitätspraktiken, adaptiert und integriert sie in eigene Prozesse. Angebote von Business Upper Austria werden dabei gerne genutzt. Die Erfahrungsaus- tauschrunde zu Diversität und Inklusion ermöglicht, bewährte Praktiken zu teilen und innovative Ansätze zu übernehmen. Partnerevents wie der Zero Project Unternehmensdialog erweitern das Wissen, stärken das Netzwerk und ermöglichen wertvolle Partnerschaften für Inklusionsstrategien.
Neben den Mitarbeitenden ist das Wissen das größte Kapital eines Unternehmens. Deshalb legt die Silhouette Group größten Wert auf ein effektives Wissensmanage- ment, um implizites Wissen zu bewahren. Das funktioniert allerdings nur, wenn der offene, vertrauensvolle Austausch zwischen den Generationen funktioniert.
Ob Maßnahmen in der Praxis etwas taugen, zeigen erst die Erfolgsgeschichten. „Kürzlich wurde im Produktionsbereich eine Umschulung angefragt, da die aktuelle Arbeit für die betroffene Person gesundheitlich nicht mehr tragbar war. Nach Gesprächen stellte sich heraus, dass eine einfache Anpassung des Arbeitsplatzes ausreicht, um die Situation erheblich zu verbessern. Die Person musste nicht wechseln – eine Win-Win- Situation“, erzählt Silke Haider.
Diversity- und Inklusionsstrategien werden zunehmend zu unternehmenskulturellen Entscheidungen, die in der Organisationsentwicklung verankert sein müssen. Sich mit Diversity und Inklusion zu beschäftigen, ist mittlerweile ein Must-do, denn neue Bewerberinnen und Bewerber erwarten sich dieses unternehmerische Mindset. Wer die Vielfalt der Belegschaft aktiv fördert und nutzt, wird langfristig vermutlich mehr Fachkräfte anziehen.
KOMPASS in der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria hat sich als zentrale Anlaufstelle für Betriebe in Oberösterreich etabliert. Unternehmen erhalten eine kompakte Übersicht, was im betrieblichen Umfeld alles rund um Frauen- und Familienfreundlichkeit bewegt werden kann und als Arbeits- und Infomaterial aktuell zur Verfügung steht. KOMPASS steht oberösterreichischen Unternehmen im Auftrag des Frauenreferates des Landes OÖ und in Kooperation mit der Wirtschaftskammer OÖ zur Verfügung.
Seit 2004 greift das WAGE-Netzwerk praxisrelevante Fragestellungen zum Thema „Arbeit und Alter“ auf. Gemeinsam mit anderen Unternehmen, sozialpolitischen Akteuren und Experten arbeitet Business Upper Austria unter dem Motto „Älter werden. Zukunft haben!“ an Lösungen für altersgerechtes Arbeiten in Oberösterreich.