13.06.2023
Rund um die im Jänner 2023 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gibt es noch viele Unsicherheiten und es besteht enormer Informationsbedarf in den Unternehmen. Das zeigte die mit 60 große Teilnehmerzahl bei der kostenlosen Infoveranstaltung „CSRD-Integration“ des Cleantech-Clusters am 6. Juni in Linz. Es war der Auftakt für eine Erfahrungsaustauschrunde (ERFA), die künftig allen Unternehmen in Oberösterreich offenstehen wird.
Die neue CSRD erweitert die bestehenden Regeln zur nicht-finanziellen Berichterstattung erheblich. Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter:innen sind nun besonders gefordert. Das Motto der Infoveranstaltung lautete: „Vom Gesetzestext zur Inspiration für die eigene operative Integration.“ Die 60 Teilnehmenden informierten sich über die aktuellen Rahmenbedingungen und was sie in ihren Unternehmen jetzt tun sollten.
„Etwa 300 oberösterreichische Unternehmen sind von der neuen CSRD unmittelbar betroffen. Bei der Einführung des Reportings stehen die meisten davon erst am Anfang. Es gibt noch wenig Erfahrung und viele Unklarheiten. Es gibt noch zu wenig Wirtschaftsprüfer und Consulter, die sich auskennen, zu wenig Expertise im Allgemeinen sowie fehlendes bzw. nicht ausreichend qualifiziertes Personal“, fasste Fabian Matthias Freund, Projektmanager im Cleantech-Cluster, die aktuelle Lage zusammen.
Daher organisiert Business Upper Austria nun eine Erfahrungsaustauschrunde (ERFA), die allen oberösterreichischen Unternehmen offensteht.
„Wir bieten den Rahmen, die Plattform, die Organisation und die Moderation. Pionierbetriebe können mit ihrer Erfahrung voranschreiten, andere Unternehmen inspirieren und unterstützen. In der ERFA geht es um kooperativen Austausch auf Augenhöhe, in der Unternehmen voneinander lernen“, ergänzte Freund.
Langfristiges Ziel ist es, für den Standort Oberösterreich ein kooperatives Ökosystem für Environmental Social Governance (ESG) zu schaffen, in dem oberösterreichische Lösungen wie beispielsweise Software Tools entwickelt werden.
Karl Resel, Senior Manager und Mitglied der Geschäftsleitung bei denkstatt sowie Lektor an der Universität Graz und am BFI Wien, sprach in seinem Vortrag von einem „neuen Zeitalter der Transparenz für Nachhaltigkeit in Unternehmen“ und gab einen Überblick über die neue Regulatorik.
„Sektorspezifische Standards sind in Ausarbeitung. Für Unternehmen sind die Wesentlichkeitsanalyse und das Reporting entscheidend. Dabei müssen sie die Nachhaltigkeit in ihrer gesamten Wertschöpfungskette und Themenlandschaft betrachten. Auch die Impact Analyse gehört dazu“, betonte Resel.
Er erläuterte auch, welche Schritte für ein ESG-Datenmanagement nötig sind: Kennzahlen definieren, den Prozess inklusive Schulungen entwickeln sowie eine Datenbanklösung.
Susanne Schmiedt vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie erläuterte, wie die nächsten Schritte der CSRD-Einbettung in das österreichische Gesetz aussehen. Vermutlich im Herbst wird das neue Gesetz in Begutachtung gehen. Betroffen sind vier Gruppen von Unternehmen: Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro, Nettoumsatzerlöse von mehr als 40 Millionen Euro, durchschnittliche Beschäftigtenzahl von mehr als 250 während des Geschäftsjahres und börsennotierte Unternehmen.
„Das Gesetz wird auch die Outside-In-Perspektive, die finanzielle Wesentlichkeit, berücksichtigen, also Chancen und Risiken von Nachhaltigkeitsthemen für die finanzielle Lage eines Unternehmens und die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells“, erklärte Schmiedt.
Die Ministerialrätin wies auch darauf hin, dass der Anwendungsbereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgeweitet wird:
„Die Berichterstattung wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln und das Thema Nachhaltigkeit sowie die damit verbundenen neuen Berichtsstandards stehen im Mittelpunkt. Der Nachhaltigkeitsbericht wird daher in Zukunft stärker wahrgenommen. Finanzielle und nichtfinanzielle Berichterstattung werden enger verknüpft.“
Roman Rohatschek, Vorstand des Instituts für Unternehmensrechnung und Wirtschaftsprüfung an der JKU Linz und stellvertretender Leiter der Österreichischen Prüfstelle für Rechnungslegung (OePR), erklärte, wie das CS-Reporting künftig geprüft wird und was es zu beachten gilt.
„Der CSR-Bericht ist keine Werbebroschüre. Die Ableitung des Zahlenwerks muss nachvollziehbar sein, insbesondere die Vertrauenswürdigkeit des zugrundeliegenden Prozesses im Konzern. Die Verantwortung liegt bei der Unternehmensführung, also bei CFO oder CEO“, betonte Rohatschek.
Datensammlung und Datenhoheit sind zu klären. Umweltrisiken und -ziele sowie Umweltszenarien sind ebenso darzustellen wie die eventuelle Auswirkung auf das Geschäftsmodell.
„Das ist auch in der Cashflow-Planung zu berücksichtigen. Dafür empfehle ich die Einführung von Due-Diligence-Prozessen“, sagte Rohatschek.
Lea Gratt von der Österreichischen Kontrollbank (OeKB) präsentierte den ESG Data Hub, die erste österreichische Plattform zur zentralen Unterstützung von Kreditinstituten und Unternehmen bei der Erfüllung ihrer ESG-Verpflichtungen. Die Plattform erleichtert Unternehmen das Sammeln, Aktuellhalten und Managen ihrer ESG-Daten.
Franz Almhofer-Amering von der MIBA AG schilderte schließlich, wie der Kundendruck zum ersten CSRD-konformen Nachhaltigkeitsbericht für die MIBA Sinter Austria GmbH führte.
Der EHS-Manager fasste die Learnings zusammen: „Der Bericht war ein sehr großer Aufwand. Erfahrene externe Partner haben sich ausgezahlt. Die Unterstützung des Top-Managements ist notwendig. Kennzahlen müssen monatlich gemessen und Daten laufend aktualisiert werden. So können negative Überraschungen am Jahresende vermieden und wirklich nachhaltige Prozessänderungen erreicht werden.“
Wenn Sie Interesse an unserer Erfahrungsaustauschrunde (ERFA) zur CSRD haben, melden Sie sich bitte unverbindlich bei:
Fabian Matthias Freund BA
Projektmanager Cleantech-Cluster
+43 664 8568526
E-Mail senden
Das könnte Sie auch interessieren:
Innovationen für
Gemeinschaftsverpflegung
SCCH Projekt intelligente
Trinkwassernetzwerke