Das große Krabbeln: Welser Start-up eröffnet Insektenfarm

Insektianer-Eigentümer Philip Pauer führte durch die Anlage zur Zucht und Mast der Schwarzen Soldatenfliege. © Insektianer GmbH
Insektianer-Eigentümer Philip Pauer führte durch die Anlage zur Zucht und Mast der Schwarzen Soldatenfliege. © Insektianer GmbH
In der Larvenaufzucht – auch Larvenmast genannt – werden die Larven mit Substraten aus der Lebensmittelindustrie gefüttert und für die weiteren Prozessschritte vorbereitet. © Insektianer GmbH
In der Larvenaufzucht – auch Larvenmast genannt – werden die Larven mit Substraten aus der Lebensmittelindustrie gefüttert und für die weiteren Prozessschritte vorbereitet. © Insektianer GmbH
In der Larvenaufzucht – auch Larvenmast genannt – werden die Larven mit Substraten aus der Lebensmittelindustrie gefüttert und für die weiteren Prozessschritte vorbereitet. © Insektianer GmbH
In der Larvenaufzucht – auch Larvenmast genannt – werden die Larven mit Substraten aus der Lebensmittelindustrie gefüttert und für die weiteren Prozessschritte vorbereitet. © Insektianer GmbH
Das Managementteam der Insektianer GmbH. © Insektianer GmbH
Das Managementteam der Insektianer GmbH. © Insektianer GmbH
Die Mitarbeiterinnen in der Laboranalytik für das Insektenfett. Hier wird die weitere Aufbereitung (Filtration und Reinigung) vorbereitet. © Insektianer GmbH
Die Mitarbeiterinnen in der Laboranalytik für das Insektenfett. Hier wird die weitere Aufbereitung (Filtration und Reinigung) vorbereitet. © Insektianer GmbH
Aus den Larven in der Hand wird Proteinmehl für die Tierfutterindustrie hergestellt. © Insektianer GmbH
Aus den Larven in der Hand wird Proteinmehl für die Tierfutterindustrie hergestellt. © Insektianer GmbH

21.10.2022

In Wels soll auf 14.000 m² Europas größte Insektenfarm entstehen. Bis zu 100 Tonnen Lebensmittelreste sollen dort pro Tag zu Futter für Larven verarbeitet werden, die dann selbst wiederum zu Tierfutter, hochwertigen Ölen oder biologischem Dünger werden. Mastermind hinter dem nachhaltigen Projekt ist das Welser Scale-up Insektianer. Rund 40 Mio. Euro will das Unternehmen gemeinsam mit Partnern in die neue Anlage investieren und holte sich dafür Tipps von den Förderexpert:innen der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria.

Schätzungen des WWF zufolge werden in Österreich jährlich rund eine Million Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Zu gut für die Tonne, haben sich die beiden Insektianer-Gründer Philip Pauer und Philip Thaler gedacht und eine nachhaltige Verwertungsmöglichkeit für diese sogenannten Sekundärrohstoffe gefunden: „Lebensmittel, die nicht den hohen Anforderungen des Handels entsprechen, werden von uns sozusagen gerettet und als Insektenfutter verwendet. Lebensmittelproduzenten profitieren mehrfach davon, denn eine Zusammenarbeit mit uns kostet weniger als die Entsorgung und es wirkt sich positiv auf ihre Abfallbilanz aus, wodurch CO2 eingespart wird", sagt Pauer. Ein entsprechendes CO2-Zertifikat nach RED II (Erneuerbare-Energien-Richtlinie) ist bereits in Planung.

Einzigartiges Kreislaufwirtschaftskonzept

Dieses Konzept der Kreislaufwirtschaft in Kombination mit den daraus gewonnenen Rohstoffen ist einzigartig“, betont Pauer. Denn die proteinreichen Larven werden zu Futtermitteln für den Heimtiermarkt weiterverarbeitet. Auch die aus der Insektenzucht produzierten Fette und Öle nutzen die Insektianer als diverse Substitute beispielsweise für die Naturkosmetik und aus den Reststoffen, die aus den Ölen gefiltert werden, kann Biodiesel hergestellt werden. Selbst der Kot der Larven wird zu Dünger für die biologische Landwirtschaft oder den eigenen Garten. Neben all dem erfüllen die Larven und Fliegen noch einen weiteren Zweck: Aus ihren Körpern stellen die Insektianer Chitin her, eine Substanz, die unter anderem in der Pharmaindustrie eingesetzt wird.

Weitere Standorte geplant

Die geplante vollautomatisierte Kreislaufwirtschaftsanlage, in der ab 2024 in großem Stil – nämlich 100 Tonnen pro Tag – organische Reststoffe verarbeitet werden sollen, ist europaweit bislang beispiellos. Beim Bau der Anlage vertrauen die Insektianer auf die Spezialist:innen der Cristof Industries. Das Grazer Anlagenbauunternehmen hat bereits weltweit zahlreiche Insect-Farming-Projekte erfolgreich umgesetzt. Das Gesamtprojekt in der Welser Terminalstraße wird in den kommenden Jahren etwa 50 neue Arbeitsplätze schaffen. „Langfristig werden es sicher mehr sein, denn wir denken über die Grenzen Oberösterreichs hinaus und planen weitere Standorte“, sagt Pauer.

Aktuelle Forschung

Die Ideen gehen dem jungen Unternehmen nicht aus: „Der von den Insektenlarven produzierte Kot erzeugt Ausdünstungen und die enthalten Ammoniak. Ammoniak besteht aus Stickstoff und Wasserstoff. Aktuell forschen wir intensiv daran, inwieweit dieses Ammoniak gespeichert und daraus grüner Wasserstoff gewonnen werden kann“, erklärt Pauer.