Digitaler Allfred hilft im Haushalt

© AdobeStock/Diakoniewerk
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Reinhold Medicus-Michetschläger © Diakoniewerk
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30.10.2023

Der in Österreich einzigartige soziale Dienstleistungsanbieter Allfred ist seit kurzem in der digitalen Welt angekommen. Damit ist es für Helfer:innen und Kund:innen noch einfacher, sich zu finden und gegenseitig zu unterstützen. Die Diakoniewerk Syncare GmbH, die Allfred gegründet hat, holte sich für das Projekt technische Unterstützung von bluesource und FONDA LABS, um eine digitale Matching-Plattform zu schaffen. Unterstützt wurden sie dabei vom IT-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria.

„Allfred – Alltag. Freizeit. Dienstleistung“ besteht bereits seit 2018. Die Idee dazu ist eng mit der Flüchtlingsbewegung verknüpft, erklärt Reinhold Medicus-Michetschläger, Projektentwickler bei der Diakoniewerk Syncare GmbH: „Viele Menschen wollten sich engagieren, durften aber auf dem klassischen Arbeitsmarkt nicht tätig werden. Auf der anderen Seite gab es eine große Anzahl älterer Personen, die abgesehen von der medizinischen Pflege Hilfe in Alltagsangelegenheiten benötigten – zum Beispiel im Haushalt, für Einkäufe oder Gartenarbeit. Zu den Asylwerber:innen kamen schnell noch weitere Personen hinzu. Von Mamas in Karenz über Pensionist:innen und Studierenden bis hin zu Teilzeitarbeitenden gab es viele Interessierte, die sich etwas dazuverdienen wollten. Innerhalb eines Jahres konnten wir das kleine Projekt in Linz auf den Zentralraum Oberösterreich ausweiten.“ Rund 170 Unterstützungsverhältnisse sind dadurch zustande gekommen. Für diese Leistungen wurde Allfred mehrfach ausgezeichnet.
 

Wachstum durch Digitalisierung

Was Allfred so besonders macht, ist der Bewerbungsprozess. Helfer:innen werden sorgfältig und persönlich ausgewählt und mit den passenden Kund:innen gematcht. Damit war jedoch ein großer Kosten- und Zeitaufwand verbunden. „Wir bekamen immer mehr Anfragen von Helfer:innen und sind an unsere Grenzen gestoßen. Der Bedarf bei Kund:innen steigt ebenfalls, denn in den nächsten 20 Jahren wird die Zahl der hochaltrigen Menschen massiv zunehmen. Es musste eine Entscheidung fallen: Entweder bleiben wir in der vorhandenen Größe oder wir finden einen effizienteren Modus, indem wir einen Teil des Koordinationsaufwands auf die Pärchen übertragen. Die Lösung war die digitale Plattform. Die Bewerbungen haben wir bereits während der Covid-19-Phase online abgewickelt, an den Voraussetzungen für Helfer:innen hat sich nichts geändert. Wir fordern weiterhin einen Strafregisterauszug und klären umfassend über Verhaltensregeln und rechtliche Hintergründe auf. Die Sicherheit unserer Kund:innen ist uns wichtig“, versichert Medicus-Michetschläger.
 

Soziales und Technik: eine Partnerschaft in Symbiose

Die Diakoniewerk Syncare GmbH hatte eine Vorstellung, was die Plattform leisten muss. Für die Umsetzung benötigte es allerdings Expert:innen. Die bluesource – mobile solutions gmbh lieferte das optimale Know-how für die App, die FONDA LABS Digitalwerkstatt GmbH sorgte für die gewünschte User Experience und das Design. Durch die Zusammenarbeit konnten alle Partner profitieren und Mehrwert schaffen, da die technischen Features auch für andere Projekte genutzt werden können.
 

Erste digitale Erfolge

Die barrierefreie Plattform ist bereits online. Derzeit haben sich 70 Helfer:innen und einige Kund:innen registriert. Bis Jahresende soll durch Onlinemarketing das Wachstum regionsweise steigen. Es ist wichtig, dass in einem Bezirk sowohl Helfer:innen als auch Kund:innen zu finden sind. Reinhold Medicus-Michetschläger freut sich: „Wir werden uns Stück für Stück über den Zentralraum hinausbewegen und hoffentlich bald noch viele weitere Leute erreichen. Die Plattform ist einfach zu bedienen, darauf haben wir großen Wert gelegt. Auch ältere Menschen, die in der Technik nicht so versiert sind, finden sich zurecht. Wir haben 80-Jährige, die sich selbst angemeldet haben.“
 

Teillösung gegen den Pflegemangel in Österreich

Allfred ersetzt keine medizinische Pflege, aber auch der soziale Faktor ist ein enorm wichtiger. „Ältere, hilfsbedürftige Menschen wünschen sich oft jemanden, der ihnen bei Kleinigkeiten zur Hand geht oder mit dem sie reden können. Das ist eine ganz wertvolle Ergänzung. Viele haben keine oder weit entfernt lebende Angehörige. Es ist auch wichtig, dass man neben dem Sohn oder der Tochter noch weitere Ansprechpartner:innen hat, zu denen man eine Bindung aufbauen kann“, ist Medicus-Michetschläger überzeugt. Darüber hinaus ist es dank Allfred nun möglich, den Bedarf an Menschen im Alter, die stundenweise Unterstützung im Alltag benötigen, nach Alter, Region, Geschlecht und mehr darzustellen. Dadurch lassen sich künftig Dienstleistungstrends im Pflegebereich besser voraussagen. Gleichzeitig besteht in der Entwicklung von innovativen technologischen Lösungen eine große Chance, der Personalknappheit im Pflegebereich entgegenzuwirken. Die Erhebung von Daten und künftig vermutlich auch der Einsatz von AI-Technologien ermöglichen sozialen Einrichtungen, ihre Dienstleistungen noch besser auf die jeweiligen Zielgruppen anzupassen. Die Plattform Allfred ist ein erster Schritt in diese Richtung.

www.allfred.at