20.12.2023
ELF steht natürlich nicht für die Sagengestalt, sondern ist die Abkürzung für Einsatzleitfahrzeug bei der Feuerwehr. Das aufwendige Forschungsprojekt E-ELF im Automobil-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria untersucht nun, ob die Kommandofahrzeuge auch mit batterieelektrischem Antrieb einsatzfähig sind – eine aufwendige Forschungsleistung.
Im Feuerwehrwesen sind spezielle Kommandofahrzeuge zentrale Anlaufstelle bei einem Einsatz. Sie sind mit zahlreichen externen elektrischen Verbrauchern ausgestattet, wie Blaulicht, Funkanlage, Seilwinden und vielem mehr.
„Im Einsatzfall muss das Einsatzequipment über die Lichtmaschine oder die Fahrzeugbatterie betrieben werden. Das funktioniert nur mit laufendem Verbrennungsmotor, was zu einem hohen Schadstoffausstoß führt“, betont Eduard Paireder vom Landesfeuerwehrverband.
Die Einsatzorganisationen wollen aber ihre Flotte auch möglichst schadstofffrei betreiben und zumindest die Einsatzleitfahrzeuge elektrifizieren. Da die Hersteller der Elektrofahrzeuge das Laden der externen Verbraucher aus den Fahrzeugbatterien untersagen, braucht die Ausrüstung im Einsatz daher eine andere Stromquelle.
Wie das bewerkstelligt werden kann, erforschen das Landesfeuerwehrkommando OÖ, der Fahrzeugumbauspezialist ATOS MT GmbH und die auf Software für das Energiemanagement in Elektrofahrzeugen spezialisierte Nexopt GmbH im Projekt E-ELF. Wissenschaftlicher Partner ist das Technologiezentrum Braunau mit dem Prüflabor zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV).
Ein E-Sprinter sowie ein dieselbetriebener Sprinter von Mercedes wurden zu Beginn des Projekts umgerüstet.
„Eine ausgeklügelte Sensorik erhebt die Verbrauchswerte bei unterschiedlichen Szenarien. Dafür wurde ein zusätzliches Bordnetz geplant und dimensioniert“, erklärt Michael Schiemer, Geschäftsführer der ATOS MT GmbH.
Der E-Sprinter ist bei der Betriebsfeuerwehr der Lenzing AG im Einsatz, das Dieselfahrzeug bei der Freiwilligen Feuerwehr Lenzing. Ein Jahr lang werden nun engmaschig Daten gesammelt und ausgewertet. Dadurch können auch klimatische Einflüsse berücksichtigt werden.
Untersucht wird u. a., welche Verbraucher wann und wie lange am Bordnetz bedient werden können. Die unterschiedlichen Auswirkungen von Diesel- und Elektrofahrzeug auf die CO2-Bilanz werden verglichen. Untersucht wird auch, wie Ladeinfrastruktur am Einsatzort eingebunden werden können. Besonderes Augenmerk wird auf die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) gelegt.
„Wir messen die Auswirkungen der EMV auf bestimmte Verbraucher und wie die Verbraucher im Frequenzbereich von Funk-, WLAN- und Radiofrequenzen stören“, erläutert Herbert Ibinger, Geschäftsleiter des Prüflabors im Techno-Z Braunau.
„Seit der Inbetriebnahme der Fahrzeuge werden alle verfügbaren Fahrzeugdaten aufgezeichnet. Testfahrten mit beiden Fahrzeugen auf einer Teststrecke mit vergleichbaren klimatischen Einflussfaktoren ergänzen die Datenerhebung“, sagt Konstantin Pum, Key Account Manager bei Nexopt.
Aus den Ergebnissen sollen Handlungsempfehlungen für den Einsatz sowie Beschaffungsempfehlungen für die externen Verbraucher abgeleitet werden. Das Projektende rückt bereits rasch näher und es sind noch sehr viele zusätzliche Fragen aufgetaucht.
„Daher denken wir bereits über Folgeprojekte nach, da in Oberösterreich weitere innovative Unternehmen einen Beitrag dazu leisten können, weitere Einsatzfahrzeuge von Blaulichtorganisationen zu elektrifizieren“, betont Schiemer.
Projektpartner:
Forschungspartner:
Projektmanagement:
Dieses Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert.