22.12.2021
Die Coronapandemie hatte in Oberösterreich nur kurzfristig gravierend negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Mittlerweile sind die Beschäftigtenzahlen wieder auf dem Niveau von 2019, wobei das Land in einigen Branchen sogar besser als vor zwei Jahren performt. Das zeigt die Auswertung des Fachkräftemonitors Oberösterreich. Die aktuellen Zahlen des strategischen Prognosetools sind nun online abrufbar.
Für Unternehmen ist es wichtig, Entwicklungen am Arbeitsmarkt zu kennen, damit sie im Wettbewerb um die besten Fachkräfte nicht ins Hintertreffen geraten. Oberösterreich hat mit dem Fachkräftemonitor Oberösterreich ein strategisches Prognosetool geschaffen, um auf Entwicklungen am Arbeitsmarkt reagieren zu können. Auch die Politik braucht dieses Monitoring, um zu sehen, ob strategisch die richtigen Entscheidungen getroffen wurden. Das Instrument zur punktgenauen Analyse und damit verbunden zur Umsetzung der Ziele wurde von der Standortagentur Business Upper Austria entwickelt und mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung umgesetzt. Im Jahr 2020 wurde das Monitoring wegen der Pandemie ausgesetzt. Deshalb besitzen die Zahlen des zu Ende gehenden Jahres eine besondere Bedeutung.
Oberösterreich setzt bei der Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs auf mehrere Schienen: Firmen müssen sich noch intensiver mit altersgerechten Arbeitsplätzen auseinandersetzen, dabei können unterstützende Technologien und Systeme helfen, Menschen länger im Berufsleben zu halten. Dieses Handlungsfeld ist auch in der Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 verankert. Zusätzlich ist aber klar, dass der eigene Pool an Fachkräfte nicht ausreicht. Deshalb ist internationales Recruiting essenziell und erfolgreich, wie Welcome2Upper Austria, das Willkommenscenter für Internationals in der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria.
Im Jahr 2020 gab es coronabedingt einen Überschuss an Arbeitskräften. Auf lange Sicht gesehen hat das Pandemiegeschehen keine Folgen auf den Arbeitsmarkt, die Engpässe nehmen in den nächsten Jahren wieder stetig zu. Die Fachkräftesituation in Oberösterreich bleibt – maßgeblich getrieben durch den demografischen Wandel – angespannt. Bis zum Jahr 2030 wächst die Nachfrage auf 755.000 Personen. Bei gleichzeitig 626.000 verfügbaren Arbeitskräften fehlen damit 129.000 Personen, relativ gesehen sind das 17,1 Prozent.
Während das Durchschnittsalter 2020 bei 39,5 Jahren lag, steigt es bis 2030 um 5,3 Jahre auf 44,8 an. Die heimische Wirtschaft muss sich auf eine alternde Belegschaft einstellen und frühzeitig über altersgerechte Arbeitsplätze nachdenken. Insbesondere in der Qualifikationskategorie Lehre ist mit 60.000 fehlenden Fachkräften mit Lehrabschluss bis 2030 ein starker Anstieg des Engpasses zu beobachten. Aktuell stehen 499 Lehrstellensuchenden 2.804 offene Lehrstellen gegenüber. Das bedeutet, dass jede und jeder Lehrstellensuchenden aus fast sechs Lehrstellen auswählen kann.
2020 machten Frauen einen Anteil von 46,9 Prozent der Arbeitskräfte aus. Dieser wird bis 2030 auf 50,1 Prozent ansteigen. Auch eine Angleichung der Geschlechterverteilung auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich ab. Kontinuierlich geht der Anteil der weiblichen Beschäftigten bis 2030 in den bisher eher von Frauen dominierten Branchen zurück, wohingegen der Anteil in eher männertypischen Branchen (z. B. bei Industrie, Gewerbe und Handwerk) steigt.
Bis 2030 wird sich die Fachkräftesituation in allen Wirtschaftszweigen verschärfen und es werden in allen Branchen Fachkräfte benötigt. Der höchste Engpass wird mit 44.000 fehlenden Fachkräften im Sektor „Sonstige Dienstleistungen“ vorliegen, der zweitgrößte Engpass in Höhe von 41.000 Personen bei „Industrie, Gewerbe & Handwerk“, dem beschäftigungsstärksten Wirtschaftszweig in Oberösterreich.
Aufgrund der Pandemie und der daraus resultierenden gesunkenen Nachfrage nach Arbeitskräften gab es im Jahr 2020 in allen Regionen eine höhere Arbeitslosenrate. Aufholeffekte des Nachfragepotenzials zeigten sich bereits 2021, wobei es in verschiedenen Regionen zu einem hohen Bedarf an Personal kam. Das Mühlviertel weist laut Prognose im Jahr 2030 mit 9.100 fehlenden Arbeitskräften den geringsten Bedarfsanstieg auf. Problematisch könnte es in der Region Linz-Wels werden – hier könnten im Jahr 2030 bis zu 67.000 zusätzliche Arbeitskräfte benötigt werden.
Der Fachkräftemonitor ist ein Projekt der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria: Es wird vom Wirtschaftsressort des Landes gefördert und mit dem WifOR Institut aus Darmstadt umgesetzt. Bei der Analyse arbeiten Arbeitsmarktservice, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und die Industriellenvereinigung eng zusammen. Die Daten werden von den statistischen Abteilungen des Landes OÖ, des AMS OÖ und der WKOÖ zur Verfügung gestellt.
Fachkräftemonitor OÖ – Update 2021 >> http://www.fachkraefte-ooe.at
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