24.01.2024
Im aktuellen NEFI-Projekt CASCADE wird das geothermische Potenzial in Steyr, Gmunden und St. Martin im Mühlkreis in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Wohnbau mit der innovativen Methode der stufenweisen Wärmenutzung in den kommenden zwei Jahren bis Ende 2025 untersucht.
Diese Technik ermöglicht es, die erzeugte Wärmeenergie nicht nur einmal zu verwenden, sondern in aufeinanderfolgenden Stufen oder „Kaskaden“ für verschiedene Zwecke, von der Wärme für die Industrie bis hin zur Gebäudeheizung, mit abnehmender Temperatur einzusetzen. Dadurch ist eine bessere Gesamtnutzung der Wärme möglich und senkt gleichzeitig den Energieverbrauch. Für das Erreichen der Klimaziele stellt der hohe Energiebedarf der Industrie, des Gewerbes und der Haushalte eine große Herausforderung dar. Geothermie als nachhaltige Form der Energiegewinnung besitzt hohes Potenzial einen Teil dieses Energiebedarfs abzudecken.
Edith Haslinger, Projektleiterin für CASCADE am AIT Austrian Institute of Technology: „Das NEFI-Projekt CASCADE zeigt erstmals anhand von drei konkreten Anwendungsfällen in Oberösterreich das hohe Potenzial für eine lokale, dekarbonisierte Wärmeversorgung mit Geothermie auf. Mit der kaskadischen Wärmenutzung wird das volle Potenzial von geothermischen Ressourcen ausgeschöpft: von der Versorgung von Industriebetrieben mit Hochtemperaturwärme aus der tiefen Geothermie bis hin zur Weiterverwendung der Restwärme in Niedertemperatur-Wärme-/Kältenetzen für Wohnen und Gewerbe.“
Wolfgang Hribernik, Verbundleiter NEFI und Leiter des Center for Energy am AIT Austrian Institute of Technology: „Das Forschungsprojekt CASCADE ist von großer Bedeutung für den Standort Oberösterreich. Es stellt für Gemeinden und Betriebe die Weichen zur Nutzung geothermischer Ressourcen und schafft damit die Basis für die Unabhängigkeit von externen fossilen Energiequellen. Außerdem hat Geothermie als lokal verfügbare, nachhaltige Energiequelle das Potential erheblich zur Reduzierung der CO2-Emissionen beizutragen.“
Der Verarbeitungsprozess von Milch in großen Molkereien benötigt viel Energie für die Erhitzung und Kühlung der Milchprodukte. In der Gmunder Molkerei entsteht für den Einsatz von Geothermie eine Win-Win-Situation für den Produktionsprozess als auch für die Wärmeversorgung der Stadt. Im Projekt CASCADE wird der Einsatz von Geothermie für die Versorgung der Produktionsanlagen genutzt und kaskadisch nach Versorgung der Molkerei in das Gmundner Wärmenetz integriert.
Stefan Krapf, Bürgermeister der Stadt Gmunden, ergänzt: „Mit vollem Engagement ist Gmunden Teil des CASCADE-Projekts. Der aktuelle Wissenstand lässt bei uns in der Tiefe ein beachtliches Wärmepotential erwarten, das es zu nutzen gilt! Das Projekt CASCADE soll dabei unterstützen, für die Gmundner Betriebe und Haushalte sowie für unsere öffentlichen Gebäude diese attraktive und klimafreundliche Wärmeversorgung auf den Weg zu bringen. Als Stadtgemeinde wollen wir die erneuerbare Wärmezukunft aktiv mitgestalten. Als Bürgermeister freue ich mich, dass alle politischen Fraktionen des Gemeinderates geschlossen hinter diesem Projekt stehen.“
Die drittgrößte Stadt Oberösterreichs setzt ihren Fokus auf eine nachhaltige Wärmeversorgung. In Steyr liegt daher der Projektfokus auf die Integration von Geothermie in das Wärmenetz, wobei die spezielle Herausforderung in der Versorgung des wertvollen historischen Gebäudebestandes besteht.
„Als politisch Verantwortliche in der Stadt Steyr bin ich sehr froh über das CASCADE-Projekt“, sagt Katrin Auer, Stadträtin der Stadt Steyr. „Eine Nutzung von Geothermie für Industrie und Fernwärme hätte gerade in einer Industriestadt wie Steyr extrem positive Effekte. Wir wollen bis 2040 klimaneutral sein. Geothermie kann ein wesentlicher Schlüssel dazu sein.“
Brauereien gehören zu den energieintensiven Zweigen der Lebensmittelbranche, die einen hohen Anteil an fossiler Energie nutzen. In der Brauerei Hofstetten in St. Martin im Mühlkreis stehen die Umstellung des energieintensiven Brauprozesses auf die Nutzung von Geothermie und weitere Energieeffizienzmaßnahmen im Fokus des Forschungsprojekts.
„Das Thema Energieversorgung ist für einen kleinen, privat geführten Betrieb, wie die Brauerei Hofstetten, von zentraler Bedeutung. Wir haben zum Beispiel 2016 ein neues, effizientes Sudhaus errichtet, das durch Wärmerückgewinnung 50 Prozent der Primärenergie einspart“, erklärt Peter Krammer, Eigentümer der Brauerei Hofstetten. „Um noch effizienter und nachhaltiger zu werden, ist in den nächsten Jahren ein Umstieg auf klimafreundliche Prozesswärme geplant. Das Projekt CASCADE zeigt uns dafür neue Möglichkeiten der nachhaltigen Energieversorgung durch Geothermie auf.“
Das CASCADE-Konsortium unter Leitung des AIT-Austrian Institute of Technology vereint Partner aus unterschiedlichen Bereichen wie Forschung, Gemeinden, Planung und Industrie:
Das NEFI-Projekt wird aus den Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen der Vorzeigeregion Energie gefördert, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).
>> Mehr Informationen zum Projekt
NEFI – New Energy for Industry ist Teil der „Vorzeigeregion Energie“ und verfolgt den Ansatz der Dekarbonisierung des industriellen Energiesystems mithilfe von Schlüsseltechnologien „Made in Austria“. Der NEFI Innovationsverbund hat sich um ein Konsortium aus AIT Austrian Institute of Technology, Montanuniversität Leoben, OÖ Energiesparverband und der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria formiert und bündelt die vielfältige Erfahrung im Bereich der Energieforschung und Projektumsetzung. Maßgebliche Unterstützung kommt von den beiden industriestarken Bundesländern Oberösterreich und Steiermark. Das ständig wachsende Konsortium mit aktuell über 120 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Institutionen entwickelt in 24 Projekten technologische und systemische Lösungen für die Energiewende in der Industrie. Der Klima- und Energiefonds unterstützt die NEFI-Projekte insgesamt mit 30,2 Millionen Euro, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).