Mehr als nur Flaschen: PET in der Kreislaufwirtschaft

Betonstein Palette
PET hat bei geringem Gewicht ein hohes Leistungspotenzial, wie es für sicherheitsrelevante Anwendungen von Umreifungsbändern zur Transportsicherung von Gütern erforderlich ist. Im Vergleich zum Stahlband weist ein PET-Umreifungsband eine höhere Schockreserve bei Schlagbeanspruchung auf, korrodiert nicht und bildet bei Bruch oder Durchtrennung keine gefährlich scharfen Kanten aus © Teufelberger
PET-Abfälle nach der NIR-Sortierung
PET-Abfälle nach der NIR-Sortierung © Michael Heinzlreiter e.U.
Waschen und Shreddern der PET-Abfälle mittels Heißwäsche bei 60 °C
Waschen und Shreddern der PET-Abfälle mittels Heißwäsche bei 60 °C © Michael Heinzlreiter e.U.
Manuell sortierte, transparente PET-Tassen
Manuell sortierte, transparente PET-Tassen © Michael Heinzlreiter e.U.
PET-Tassen, Deckel und Dosen aus 100 % PET-Neuware, 50 % rPET-Anteil und 100 % rPET
PET-Tassen, Deckel und Dosen aus 100 % PET-Neuware, 50 % rPET-Anteil und 100 % rPET © Michael Heinzlreiter e.U.
Ing. Thomas Pichler, geschäftsführender Gesellschafter bei NGR - Next Generation Recyclingmaschinen
Ing. Thomas Pichler, geschäftsführender Gesellschafter bei NGR - Next Generation Recyclingmaschinen © NGR
PET Recycling Maschine P:REACT mit LSP-Technologie aus dem Hause NGR
Die PET Recycling Maschine P:REACT mit LSP-Technologie aus dem Hause NGR verwandelt innerhalb von Minuten PET-Abfälle und PET­Flakes zu hochwertigem, lebensmitteltauglichen rPET © Michael Heinzlreiter e.U.

07.06.2021

PET – ein weithin bekannter Werkstoff zur Verpackung von Getränken – eignet sich sehr gut zum Recyceln. Führende österreichische Unternehmen aus der Kunststoff- und Recyclingbranche haben im Projekt RePETitio neue Wege erkundet, PET-Verpackungen jenseits der PET-Flaschen im Wirtschaftskreislauf zu halten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, wie sich zeigte.

Die Forderung nach recyclingfähigen Verpackungen steigt und mit ihr auch das Interesse an recyceltem Rohmaterial aus PET-Getränkeflaschen. Bisher waren vor allem die Faserindustrie, die Folienindustrie sowie die Verpackungsindustrie im Non-Food-Bereich Hauptabnehmer von PET-Flocken, sogenannten Flakes.

Bottle-to-Bottle-Recycling

Dank Weiterentwicklungen im Recyclingprozess ist es mittlerweile auch möglich, das Material so gut aufzubereiten, dass es gefahrlos wieder für Lebensmittelverpackungen wie z.B. PET-Flaschen eingesetzt werden kann. Das sogenannte Bottle-to-Bottle-Recycling hat an Bedeutung gewonnen und damit die rPET-Rohstoffbasis für andere Anwendungen geschmälert.

Heiß begehrt

Die Recycling-Flakes aus PET-Getränkeflaschen, die der Projektpartner Teufelberger für seine PET-Umreifungsbänder bereits seit 1997 als Rohstoff einsetzt, sind mittlerweile auch in anderen Märkten sehr begehrt. Ziel war deshalb, hochwertiges rPET aus anderen Abfallfraktionen zu gewinnen und für die Verarbeitung zu Umreifungsbändern, Dosen und Tiefziehteilen zugänglich zu machen. Beim Recycling kamen ausschließlich Anlagen und Ausrüstungen zum Einsatz, die kommerziell aus PET-Flaschen rPET-Granulate erzeugen.

Neue Quellen für hochwertiges rPET

Das zu verarbeitende Material bei den ersten Testläufen stammte aus dem ARA-Haushaltssammelsystem und findet sich typischerweise im „Gelben Sack“ bzw. in der „Gelben Tonne“. Die verwendeten spezifischen Materialfraktionen entstehen als Sortierfraktion in automatischen Sortieranlagen und beinhalten Teile, die mittels NIR (Nah-Infrarot-Erkennung) als PET erkannt werden – ausgenommen PET-Getränkeflaschen. Eine farbliche Unterscheidung wurde nicht vorgenommen. Typische Teile dieser Fraktionen sind Flaschen für Joghurtdrinks und Schlagobers, braune oder gelbe Getränkeflaschen, Speiseöl- und Essigflaschen, Waschmittelgebinde, Wurst-, Käse- und Fleischverpackungen sowie Mehrschicht-Folien mit mehrheitlichem PET-Anteil. Die ARA-Spezifikation erlaubt hier bis zu fünf Prozent Gewichtsanteil an Polyolefinen. Die PET-Verpackungen wurden anschließend für die weitere Verwendung gewaschen und geshreddert.

Probe aufs Exempel

Die Testläufe haben gezeigt, dass gemischte PET-Abfälle für Produkte wie Umreifungsbänder aber auch für Dosen und thermogeformte Tassen für Non-Food-Anwendungen eingesetzt werden können. Besonders stolz ist die Projektgruppe auf die Tatsache, dass trotz aller Verunreinigungen – es waren teilweise Flakes mit nicht lösbaren Etikettenresten und hohen Anteilen an Polyolefinen darunter – eine Steigerung des IV-Wertes von 0,66 dl/g auf 0,73dl/g gelungen ist. Diese IV-Wert-Steigerung ist zudem sehr konstant, was wiederum der Verarbeitbarkeit und – im Fall der Umreifungsbänder – der mechanischen Leistungsfähigkeit zugutekommt. „Selbst Dosen im Spritz-Streck-Blas-Verfahren konnten ohne wesentliche Umstellungen gefertigt werden. Die eingesetzte LSP-Technologie von NGR entlastete außerdem die Sortierung, weil dieses Verfahren relativ unempfindlich gegenüber Anteilen an PET-G ist“, erklärt Ing. Thomas Pichler, geschäftsführender Gesellschafter bei NGR - Next Generation Recyclingmaschinen.

Testläufe mit transparenten PET-Tassen

Bei weiteren Testläufen mit manuell sortierten, transparenten PET-Tassen ist es gelungen, sehr gut verarbeitbares rPET herzustellen. Lediglich die Ausbeute an Flakes beim Waschen und Shreddern war noch nicht zufriedenstellend. Ursache dafür waren einerseits die ausgesprochen spröden PET-Tassen, andererseits ließen sich teilweise die Etiketten nicht vollständig ablösen. Fazit: Ein neuerlicher Einsatz im Lebensmittelkontakt ist angesichts dieser Verunreinigungen nicht möglich.

Ziel erreicht

Dank des Know-hows, der Fähigkeiten und des Engagements der beteiligten Unternehmen war das Projekt RePETitio ein Erfolg: rPET wurde wieder so weit veredelt, dass daraus kommerziell verwertbare rPET-Produkte erzeugt werden konnten. „Nun braucht es weitere Untersuchungen zur Effizienzsteigerung beim Waschen und Shreddern, denn Etikettenklebstoffe machen hier noch Probleme, da sie sich nicht restlos ablösen. Design4Recycling ist gefragt“, merkt Pichler abschließend an.

Kooperationsprojekt „rePETitio“

Projektlaufzeit: Mai 2019 - März 2021

Projektpartner:

 

Dieses Projekt wurde aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ sowie vom Land Kärnten gefördert.


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