24.01.2022
Sämtliche Kunststoffverpackungen in Europa sollen bis 2030 recyclingfähig sein. Diese EU-Vorgabe treibt Hersteller dazu, ihre Produkte umweltfreundlicher zu verpacken und dafür alternative Lösungen zu entwickeln. Im bundesländerübergreifenden Kooperationsprojekt „Packloop“ des Lebensmittel-Clusters der oö. Standortagentur Business Upper Austria haben vier Unternehmen aus der Lebensmittelbranche nachhaltige, kreislauffähige Verpackungen evaluiert.
Projektziel war, für die zwei teilnehmenden Lebensmittelproduzenten und die beiden mitwirkenden Verpackungshersteller maßgeschneiderte kreislaufwirtschaftstaugliche Verpackungen zu entwickeln und auszuwählen, die aufgrund ihrer Recyclingfähigkeit und Lebenszyklusanalyse optimale zukunftsorientierte Lösungen darstellen und die Lebensmittel bestmöglich schützen.
Basierend auf der Packaging Design Guideline ermittelte die FH Campus Wien die Rezyklierbarkeit der derzeitigen Verpackungen sowie der möglichen Alternativen. Das Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) untersuchte die ausgewählten Verpackungen bezüglich Produktschutz, Lagerfähigkeit und Maschinengängigkeit.
Auch der Rezyklateinsatz für Lebensmittelverpackungen war Thema im Projekt. Denn nicht jeder recycelte Kunststoff ist für jede Anwendung geeignet. Die Firma TECHNOFLEX untersuchte die ökologischen Auswirkungen von PET-Tiefziehfolien und daraus hergestellten Produkten mit und ohne Rezyklatanteil. Die Ergebnisse zeigen: „PET-Kunststofffolien, die aus bis zu 100 % Rezyklat hergestellt werden, weisen einen um bis zu 21 % geringeren CO2-Fussabdruck auf und können im direkten Lebensmittelkontakt eingesetzt werden“, berichtet Christine Brandl von der TECHNOFLEX Packaging GmbH.
Dem Projektpartner Coreth ist es gelungen, PE-Schrumpffolien aus bis zu 80 % Post-Consumer-Rezyklat herzustellen, die die hohen Qualitätsanforderungen für PET-Wasserflaschen erfüllen. „Lebensmittelrechtliche Untersuchungen des unabhängigen Prüfinstituts OFI bestätigen, dass mit den eingesetzten Herstellmethoden keine bedenklichen Stoffe von der Folie über die PET-Flaschenwand ins Füllgut wandern“, erklärt Stefan Chalupnik, Geschäftsführer der G. Coreth Kunststoffverarbeitungs GmbH, und verweist auf Analysen der FH Campus Wien, wonach Getränke-Umverpackungen aus PE-Schrumpffolie das Treibhauspotenzial im Vergleich zu Kartonverpackungen nicht nur um 70 % reduzieren – mit einem 80 %-igen Rezyklatanteil senken sie die Klimawirkung zusätzlich um bis zu 27 %.
Der Lebensmittelproduzent S. Spitz GmbH untersuchte die Wirkung und Recyclingfähigkeit von Sauerstoffabsorbern in PET-Flaschen. Dabei hat sich gezeigt, dass die derzeit gängigsten Absorber zwar die Füllgutqualität erhöhen, ihr Einsatz aber auch zu einer Vergilbung des Regranulats und damit zu Problemen beim Recyclingprozess führen kann. „Wir haben im Projekt einige vielversprechende Optimierungsmöglichkeiten erhoben, die es nun zu testen gilt“, verrät Walter Scherb, Geschäftsführer der S. Spitz GmbH. Eine weitere Versuchsreihe startete die Firma Spitz bei ihren Süßwarenverpackungen. „Wir haben den Überkarton aus metallisierter PP-Folie und PET-Tray einer alternativen Verpackung aus Verbundfolie und Karton-Tray gegenübergestellt. Mit dem Ergebnis, dass die zweite Variante um bis zu 76 % geringere CO2-Emmisionen verursacht als die erste. Die Recyclingfähigkeit in Österreich ist jedoch mit aktuell 69 % deutlich geringer als bei der ersten Variante mit 99 % bei getrennter Entsorgung der Verpackungsbestandteile. Mit einem verbesserten Verpackungsdesign der Überfolie ließe sich die Recyclingfähigkeit der Variante zwei sicher noch deutlich erhöhen“, ist Jasmin Rammer, verantwortlich für Unternehmenskommunikation und nachhaltige Entwicklung bei Spitz, überzeugt.
Beim Fleischverarbeitungsbetrieb Landhof wurden sowohl recyclingfähige Schlauchbeutel als auch Vakuumfolien untersucht. Bei beiden zeigten sich keine signifikanten Einbußen beim Produktschutz oder der Maschinengängigkeit. Zudem lag die Recyclingfähigkeit der Verpackungen bei über 90 %. Ähnlich erfolgreich verliefen Test mit Verpackungen für Frischfleischartikel: Recyclingfähige Mono-PET- und Mono-PP-Schalen sowie trennbare Karton-/Kunststoffverbundschalen, die zu 90 % recyclingfähig sind, weisen einen gleichbleibenden Produktschutz auf. Wiederverschließbare Schinkenverpackungen wurden ebenfalls hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf eine längere Produkthaltbarkeit und die Umwelt geprüft. „Dabei haben wir festgestellt, dass bei einem optimalen Wiederverschlusssystem der Schinken um einen Tag länger verzehrt werden kann als bei einer offenen oder schlecht verschlossenen Verpackung. Das wiederum führt zu einer CO2-Reduktion von 35 bis 40 %“, berichtet Georg Marcher, von der Landhof GmbH, einer Gesellschaft der Marcher Fleischwerke.
„Bei Lebensmitteln verursacht die Verpackung meist nur geringfügige Umweltauswirkungen. Verderben die Waren wegen unzureichender Verpackung, wirkt sich dies oft deutlich negativer auf die Ökobilanz aus“, weiß Heidrun Hochreiter, Managerin des Lebensmittel-Clusters, der das Projekt initiiert und begleitet hat. Das Projekt „Packloop“ ging im August 2021 erfolgreich zu Ende und hat gezeigt, dass CO2-Emissionen durch den Einsatz recyclingfähiger Verpackungen und die Wahl der richtigen Werkstoffe stark minimiert werden können, der Produktschutz aber trotzdem nicht darunter leidet. „Die gewonnenen Erkenntnisse leisten einen maßgeblichen Beitrag zur Bewusstseinsbildung in den Unternehmen und in weiterer Folge in der Gesellschaft. Sie zeigen sowohl die Notwendigkeit als auch die Machbarkeit des Wechselns hin zu recyclingfähigen Verpackungen auf“, freut sich Hochreiter.
Dieses Projekt wurde aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ sowie vom Land NÖ gefördert.