09.03.2022
„Nachhaltigkeit – Antrieb oder Bremsklotz?“ – Darüber ließ Moderator Tarek Leitner die mehr als 200 Besucher:innen in der voestalpine Stahlwelt live online abstimmen. Denn genau das war die zentrale Frage bei der Veranstaltung UP-Date Standort Oberösterreich der Standortagentur Business Upper Austria am 8. März. Das Publikumsvotum war eindeutig auf Seiten des Antriebs.
Und wie sahen das Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner, WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und IVOÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch?
Achleitner, der sich aus der Corona-Quarantäne per Videobotschaft an die Besucher:innen richtete, war klar auf der Seite des Antriebs. „Nachhaltigkeit ist DIE Chance für einen erfolgreichen Standort. Was es braucht, ist Unterstützung bei der Transformation – und die kommt vom Land OÖ im Rahmen der Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030. Denn bremsen muss man klar bei zu hohen Erwartungen an die Geschwindigkeit des Wandels“, so Achleitner.
Doris Hummer befand, dass diese Transformation in Oberösterreich auf fruchtbaren Boden falle. „Nachhaltiges Wirtschaften hat bei uns Tradition. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dabei international wettbewerbsfähig zu bleiben. Unsere Technologie – ober Umwelt, Recycling, ist jedenfalls weltweit gefragt“.
In dieselbe Kerbe schlug Joachim Haindl-Grutsch: „Nachhaltigkeit muss wirtschaftlich erfolgreich sein. Am Beispiel der Energiekosten sieht man, dass es ein schmaler Grat ist, auf dem unsere Industrie wandeln muss.“
Drei unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema brachten die Keynote-Speaker ein: der deutsche Berater und Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Werner Schnappauf, Investor Martin Rohla und Gabriela Maria Straka von der Brau Union Österreich und gleichzeitig Landesvorsitzende von respACT ein.
Letztere zeigte ganz konkret am Beispiel der CO2-neutralen Brauerei Göss, was es für die Umsetzung von Nachhaltigkeit braucht. „Zum Beispiel Zeit. Die Transformation ist ein langer Prozess. Wir haben vor 10 Jahren begonnen“. Was braucht es noch? „Natürlich stehen im Hintergrund gesetzliche Regularien als Motivation. Aber wir haben auch gesehen, dass etwa Energieunabhängigkeit auch wirtschaftlich ist“.
Umso mehr gilt das angesichts der Verwerfungen, die der aktuelle Ukraine-Krieg bringt. Davon war Werner Schnappauf überzeugt. Er war aus London zugeschaltet und sah eine Analogie zur Corona-Pandemie. „Diese hat die Digitalisierung gepusht. Genauso wird es jetzt durch den Krieg sein. Er pusht den Umbau des Energiesystems und der gesamten Wirtschaft in Richtung zirkuläres Wirtschaften“.
Investor Martin Rohla bekannte freimütig, dass er sich vor mehr als 15 Jahren zunächst aus Marketinggründen mit Nachhaltigkeit beschäftigt habe. „Je intensiver ich mich aber damit auseinandergesetzt habe, desto mehr Spaß hat es gemacht. Vor „Greenwashing“, also dem Vorgaukeln von Nachhaltigkeit, warnt er heute eindringlich: „Das fliegt einem um die Ohren.“ Rohla, der an rund 25 Unternehmen beteiligt ist, definiert Nachhaltigkeit ganz klassisch über die drei Säulen ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Auch er sieht das noch vorherrschende Wirtschaftssystem im radikalen Wandel – getrieben durch selbstbewusste Konsument:innen, die Finanzwirtschaft mit strengeren Regeln bei Beteiligungen, Regularien und nicht zuletzt die Wirkung auf (potenzielle) Mitarbeiter:innen. „Die Generation zwischen 20 und 30 sucht ganz klar einen Purpose, einen Sinn bei ihren Arbeitergebern.“
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