01.03.2021
Nach den Erfolgen der bisherigen acht Forschungsrahmenprogramme nimmt die EU im 9. Schwerpunkt „Horizon Europe“ eine Rekordsumme in die Hand: Von 2021 bis 2027 werden europaweit rund 95 Mrd. Euro für die Förderung von Forschung und Innovation zur Verfügung stehen. Bei der oö. Auftaktveranstaltung „A new HORIZON for EUROPE“ am 24. Februar 2021 erhielten die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick über die Inhalte, Hintergründe und Zielsetzungen des Programms.
Als regionale Servicestelle bot die Abteilung Forschungs- und Innovationsförderberatung der oö. Standortagentur Business Upper Austria bei der Auftaktveranstaltung einen kompakten Einstieg in die Förder- und Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen von Horizon Europe. Bereits das zu Ende gehende EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 war für die heimischen Firmen ein großer Erfolg: Von 2.076 eingereichten Anträgen aus Oberösterreich haben 333 eine Förderzusage bekommen. Dadurch sind Fördermittel in der Höhe von 120,77 Mio. Euro nach Oberösterreich geflossen. Im Zuge der Veranstaltung erfuhren die Teilnehmer*innen mehr über die Inhalte und Instrumente des neuen EU-Programms, Europäische Partnerschaften und Missionen zur Lösung großer Herausforderungen unserer Zeit.
„Die Auftaktveranstaltung zeigt, wie wir die großen Gamechanger der nächsten Jahre – Mobilitätswende, Energiewende, Klimaveränderung – unter dem Motto „Ökonomie und Ökologie“, als Turbo für die Wirtschaft nutzen wollen. Die EU stellt im neuen Forschungsrahmenprogramm wahnsinnig viel Fördergeld zur Verfügung und wir wollen natürlich so viel wie möglich nach Oberösterreich holen. Das Programm gibt unserem Bundesland eine Riesenchance für die nächste Dekade.“
„Wir schlagen gemeinsam mit Horizon Europe ein neues Kapitel im Bereich Forschung & Entwicklung und Innovation in Europa und Österreich auf. Österreich war in H2020 ganz besonders erfolgreich und hat mit einem Rückfluss von mehr als 1,65 Mrd. Euro das sehr ambitionierte Ziel übererfüllt. Die gute Kooperation zwischen Land, Universität, Unternehmen und Forschungseinrichtungen hat das möglich gemacht.“
Andrea Gentili ist Leiter der Unit „Low Emission Future Industries” der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission. Er hat die Struktur des weltweit größten Forschungsförderungsprogramms vorgestellt und Einblicke in die Neuerungen gegeben. Zur Bewältigung von Herausforderungen mit großer sozialer Bedeutung wurden in Horizon Europe fünf Missionen definiert: ein klimaresilientes Europa, klimaneutrale Städte, gesunde Ozeane und Gewässer, den Krebs besiegen sowie Bodengesundheit und Lebensmittel. In den kommenden Jahren werden Forschungsaktivitäten gebündelt, um diese ambitionierten Missionen zu erreichen. Dazu sollen auch die in Horizon Europe neu gestalteten Europäischen Partnerschaften beitragen. Dabei handelt es sich um Kooperationen zwischen der Europäischen Kommission, Mitgliedsstaaten, privaten und öffentlichen Institutionen. Die Europäischen Partnerschaften bringen unterschiedliche Innovationsakteure zusammen, um gemeinsam Forschung in marktfähige Produkte zu überführen, die tatsächlich Änderungen herbeiführen können. „Mit Horizon Europe werden wir auch die Synergien mit den Mitgliedstaaten schaffen, um systemische innovative Lösungen für die globalen gesellschaftlichen Herausforderungen und den industriellen Wandel bereitzustellen. Ein langfristiges Engagement und die Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Hand werden dazu führen, dass wir bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt sind. Gemeinsam können wir es schaffen“, ist Gentili überzeugt.
Prof. Dr. Daniela Jacob ist als Direktorin des Climate Service Centers Germany Mitglied des Horizon-Europe-Mission-Boards „Adaption to Climate Change“. Die Mission-Boards hatten die Aufgabe, ambitionierte Ziele zu gestalten. In ihrem Vortrag gab Jacob Einblicke in die Mission „Anpassung an den Klimawandel und soziale Transformation“. Darin geht es um die Beschleunigung der Transformation zu einem klimagerechten und resilienten Europa. Die Expertin sieht in der notwendigen Anpassung nicht vorrangig eine Bürde, sondern die Chance, in den nächsten zehn Jahren ein neues Zeitalter zu gestalten und Europa klimafreundlicher, widerstandsfähiger und gerechter zu machen. Aktuell wird für jede Mission ein Implementierungsplan erstellt, die ersten Missions-fokussierten Calls werden dann für Herbst/Winter 2021 erwartet. „Die Missionen können nur durch Einbeziehung aller Akteure einer Gesellschaft erreicht werden“, ist Jacob überzeugt. Daher sollen sich auch KMU nicht davor scheuen, einzureichen. „In den Missions-fokussierten Calls ist es anders wie bei sonst typischen Fördercalls. Es geht wirklich darum, eine regionale oder sektorale Zusammenarbeit aller für einen Bereich wichtigen Player zu schaffen“, erklärt sie. Da sich die Klimafragen durch alle drei Säulen von Horizon Europe ziehen, empfiehlt die Expertin, vorab genau zu prüfen, welcher Call sich am besten für eine Einreichung eignet.
In Parallel-Workshops konnten sich die Teilnehmer*innen über für sie relevante Themen informieren. Der Workshop „Instrumente aus dem European Innovation Council: Pathfinder und Accelerator“ bot einen allgemeinen Überblick zu den Inhalten des European Innovation Councils (EIC) und stellte dessen Hauptförderinstrumente vor.
Im Workshop „Cluster 5 – Klima, Energie und Mobilität“ erfuhren die Zuhörer*innen mehr zu den Inhalten des Clusters und den damit verbundenen Missionen und Partnerschaften. Cluster werden die Basis für die Unterstützung kollaborativer Forschung und Innovation in Horizon Europe bilden. Mit ihnen sollen disziplinübergreifend verschiedenste Herausforderungen adressiert werden.
Horizon Europe bietet ein umfassendes Paket an Fördermöglichkeiten für eine breite forschende Zielgruppe – ob Unternehmen, Forschungseinrichtung, öffentliche Einrichtung oder Verein – und besticht mit einer attraktiven Förderquote von 70 – 100 Prozent Barzuschuss. Im Workshop „Horizon Europe for Beginners“ wurden die relevanten Grundlagen für Einsteiger*innen kurz zusammengefasst. Dr. Markus Buchmayr von der Firma Hargassner aus Weng im Innkreis lies die Teilnehmer*innen an seinen Erfahrungen aus seinem ersten und noch laufenden EU-Projekt „Hybrid-BioVGE“ teilhaben. Seine Empfehlung: Man sollte sich nicht scheuen, bei Organisationen wie der Business Upper Austria Rat zu suchen, wenn man noch keine Erfahrung in europäischen Förderprogrammen hat. Er betonte auch, dass es hilfreich ist, einen wissenschaftlichen Partner mit an Bord zu haben.
Das Land Oberösterreich und Business Upper Austria unterstützen Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Einreichung und Abwicklung ihrer Projekte. Das Land Oberösterreich hilft im Rahmen von Horizon Europe-Antragsfit (vormals „Expanding Horizon Europe“) mit bis zu 25.000 Euro. Wie innovativ ist meine Idee? Gibt es eine passende europäische Förderschiene für mein Forschungsvorhaben? Welche Möglichkeiten gibt es, meine Entwicklung zu schützen? Wie kann ich Kontakte zu internationalen Projektpartner*innen knüpfen oder mich in relevanten Netzwerken positionieren? Erfüllt mein Antrag die Kriterien für eine EU-Fördereinreichung? Zu diesen und vielen weiteren Fragen beraten die Förderexpert*innen von Business Upper Austria. Sie begleiten Unternehmen von der Idee bis zur Markteinführung, von der Auswahl erfolgsversprechender Ausschreibungen über den Feinschliff des Antrags bis hin zur Abrechnung des Projekts. Über das Enterprise Europe Network unterstützt die oö. Standortagentur zusätzlich die Suche nach Partnern und die Verwertung der Ergebnisse, Technologien, Produkte und Dienstleistungen weltweit.